300er Kulturgut.

VOLVO 343 GLS

als Gast beim TÜV einer Hessischen Großstadt, zur Anerkennung als "kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut"(Fotos mit freundlicher Erlaubnis der Abgebildeten)

 

 

Rein "sachliches" zum Historischen-Gutachten.

 

Sicher ist es sehr schön, einen vergünstigten Steuersatz für ein H-Zulassung vom Fiskus zu ergattern, was den dafür notwendigen Aufwand aber nur bedingt aufwiegt und eigentlich nur gut für das eigene Ego sein kann.

Eigentlich geht es um das rechte H auf dem Nummernschild und darum, dem verdutzten nicht Volvo 300´ianer deutlich zu machen, dass er dieses Auto eigentlich gar nicht kennt. Warum sollte er sich also zusätzlich nicht auch noch über die ungeahnten Kurvengeschwindigkeiten wundern und darüber, dass das Mithalten, selbst mit aktuellsten Fahrzeugen, gar nicht so einfach ist.

Das musste ja mal gesagt werden.

343 GLS per Kommunikationseindruck gekauft. Völliges Erstaunen auf der Hebebühne.

Mein Gott, dass ich das noch erleben darf.

Obligatorische Innenreinigung eines außergewöhnlich sauberen Autos

Auffinden, Schmunzeln und alt geliebte Erinnerungen. In allen erdenklichen Karosserieecken, gegen Verrutschen, Scheuern und Klacken gesichert, finde ich, ganz ordentlich in saubere Tücher eingewickelt, neue Kleinersatzteile.

Ich werde urplötzlich zurückgeworfen zum Start meiner Autokarriere 1972. Geschenkter DKW Junior. Ideales und wenn man es konnte, sauschnelles Stadtauto mit von mir verkehrt herum eingebautem Beifahrersitz. Komischer Weise ging das und verängstigte Mitfahrer konnten sich gegenüber sitzend hervorragend unterhalten, natürlich ohne Sicherheitsgurte, denn die gab es gar nicht.

 

Dazu beeindruckte ein ausgestopfter und blutbefleckter Friedens-Eichelhäher, welcher an der Innenseite der Beifahrer B-Säule angebracht war, die, über Adorno diskutierenden MitfahrerInnen.

Dazu kam aus heutiger Sicht, eine etwas sehr fest zu tretende und dann nur ganz langsam wirkende Bremsanlage, mit einem gefühlten Bremsweg von etwa 300 m bei 50 Km/h.

Selbstverständlich und jetzt kommt´s endlich: Natürlich hatte ich alle möglichen Ersatzteile und Werkzeuge im Kofferraum, falls der Zweitakter mal spinnen sollte. Er tat es eigentlich immer irgendwie und auch wieder nicht, in den 9 Monaten, weil das der Normalzustand war, blieb aber nie stehen.

Dass die Ersatzteile aber nicht so sorgsam und wirkungsvoll gegen Verrutschen, Scheuern und Beschädigungen gesichert und eingewickelt waren, wie bei diesem 343 GLS Schmuckstück hier, lag wohl, aus heutiger Sicht gesehen, an meinem damals durchaus altersbedingten Ordnungsgefühl.

Im 343 GLS fand ich, jede unnütze Ecke und Lücke im Kofferraum nutzend und in jeweils kompletten Sätzen, absolut neuwertig verstaut:

Motoröl // Bremsflüssigkeit // Kühlflüssigkeit // Motor Blei-Ersatz // selbst fabrizierte Kontrollleuchte // Isolierband // Ersatzkabel // Ersatzbirnen, Birnchen und Sicherungen // Zündkerzensatz // Zündkerzenkabelsatz // Zündspulenkabel // Verteilerkappe // Kontakte // Keilriemen // 2 Kühler Ersatzschläuche und eine originelle, relativ gerade Holz Rute von etwa 1,35 m aus vermutlich österreichischem Holz, um die Heckklappe mit den bekannt defekten Gasdruck-Teleskop-Dämpfer-Stützen, am Kopf verletzenden Zuschlagen zu hindern.

Unglaublich. Und alles liebevoll eingewickelt in reines, saugfähiges Baumwolltuch aus den letzten 30 Jahren. Ersatzteil- und Werkzeugmitnahme waren nicht ungewöhnlich für die 80er Jahre und das persönlich sehr wichtige, zumindest automobile Unabhängigkeitsgefühl des „Schraubers“. Außergewöhnlich war es einfach, dies alles noch in einem herausragend umsorgten Auto, aus dieser Zeit, zu finden.

Jetzt geht’s endlich weiter.

Aber eigentlich gibt es gar nicht viel zu berichten. Es war einfach alles nur in Ordnung!

Die sehr aufgeschlossen wirkende Crew aus leitendem Ingenieur und engagiertem Auszubildenden gingen mit deutlicher Überzeugungskraft, spürbaren Wissensdurst und ausgesprochen technischem Respekt an die Aufgabe, ob der mittlerweile sehr, sehr, seltene 343 GLS mit B19A Motor, nach langem, wirklich winterlosem Dasein, ein deutsches H-Gutachten verkraften würde.

Ob er also das Zeug dazu hätte, nach seiner sorglosen Schonphase zu einem würdigenden, "kraftfahrtechnischen Kulturgut" mit deutschem Segen zu mutieren. Was für ein Satzbau.

Wie man den nicht gestellten Fotos entnehmen kann, untersuchte, maß und recherchierte die Crew alles Mögliche mit technisch aufwendigstem Gerät und kam zu dem Schluss, dass dieser VOLVO 343 GLS ab sofort als anerkanntes Kulturgut mit niederländischen Wurzeln anzusehen ist. Kurz: Es gab lächelnd, ohne jegliches Murren, ein H-Gutachten.

Zunächst einmal: Herzlichen Dank an die Crew für die Fotogenehmigung und das Kompliment des Chefs vom Dienst: „Mit einem Oldtimer in diesem Zustand können Sie zukünftig gerne jeden Tag kommen“

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